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Welche Schulform ist die richtige für mein hochsensibles Kind

Wenn Kinder nicht ins "Förmchen" passen

4 Schulmädchen vor einer Tafel

Nicht nur Eltern hochsensibler Kinder fragen sich: Welche Schulform ist denn nun die richtige für mein Kind? 

 

Hochsensible, ruhigere, introvertierte Kinder gehen in großen Klassen schnell einmal unter. Früher Leistungsanspruch vergällt ihnen die Freude am Lernen. Die einseitige Förderung kognitiver Fähigkeiten ist für Kinder mit anderen Begabungen eine schwere Bürde. 

 

Wie also soll man sich entscheiden? Für die Schule in der Nähe, auf die auch die Freunde des Kindes gehen? Oder für eine besondere Schulform am anderen Ende der Stadt? Oder gar fürs Freilernen? Und geht das überhaupt in einem Land, in dem Schulanwesenheitspflicht gilt?

 

Welche Schul- und Bildungsformen gibt es überhaupt?

Wahrscheinlich hast du dich ohnehin bereits in alle möglichen Schulformen, die deine Umgebung zu bieten hat, hineingefuchst, um herauszufinden, welche Schule die bestmögliche für dein Kind sein könnte. Der Übersicht halber findest du hier eine kurze Zusammenstellung unterschiedlichster Schulformen mit erläuternden Links:

 

Staatliche Schule

Konfessionsschule

Förderschulen für Kinder mit kognitiv/geistiger, Sinnes- oder Körpereinschränkung

Privatschulen

 

Waldorfschule | Bund der Freien Waldorfschulen

Montessorischule

Demokratische Schule

 

 

Wenn du der Meinung bist, dein Kind käme auch prima ohne konventionelle Schule zurecht und könnte in Eigeninitiative deutlich besser und wertungsfreier lernen, dann stehst du zwar längst nicht mehr alleine da. Doch erlaubt sind Freilernen, Homeschooling und Unschooling in Deutschland aufgrund der hier geltenden Schulanwesenheitspflicht leider nicht. Nur wenn dein Kind bspw. als nicht "beschulbar" eingestuft wurde (ein nicht unbedingt angenehmer und oft langwieriger Prozess), hast du derzeit eine Chance, dich für diese Formen des Lernens zu entscheiden:

 

Freilernen

Homeschooling

Unschooling

Schulabschluss über Clonlara Off Campus

 

Was (hochsensible) Kinder brauchen

Die eine perfekte Schule für hochsensible Kinder gibt es meiner Meinung nach nicht. Denn jedes (hochsensible) Kind ist hochindividuell und einzigartig. Es hat seine ureigenen Talente und Herangehensweisen, Lern- und Entwicklungswege. 

 

Die einzigen "Verallgemeinerungen", die ich mich nach vielen Gesprächen mit Eltern hochsensibler Kinder über die Bedürfnisse hochsensibler Kinder zu schreiben traue, sind diese:

 

  • Wichtig erscheint mir, dass hochsensible Kinder eine Lernumgebung vorfinden, die ihnen sowohl Freiraum für ihre besondere zusammenhangorientierte Denkweise als auch für ihre Kreativität bietet. (Waldorfschulen erörtern in der Regel Themen in all ihren Facetten, statt Unterrichtsstunden unterschiedlichster Fachrichtungen bunt gewürfelt aneinander zu reihen.)
  • Kleine Klassengrößen, Rückzugsmöglichkeiten, Ruhephasen und Ruheräume scheinen hochsensiblen Kindern besonders dienlich zu sein, sie vor Überreizung zu schützen und ihnen Kraft und Freude fürs Lernen zu schenken. 
  • Selbstbestimmung und dem eigenen Rhythmus folgen zu können, sind wesentliche Bedürfnisse (nicht nur) hochsensibler Kinder, die von alternativen Schulformen oder dem Freilernen verstärkt aufgegriffen werden.
  • Für hochsensible Kinder sollte es aber auch einigermaßen geordnet, gerecht und regelkonform zugehen. So können Montessorischulen oder Demokratische Schulen zwar dem Anspruch nach Selbstbestimmung gerecht werden. Doch mag es manchem hochsensiblen Kind an einer solchen Schule auch einmal zu unübersichtlich und chaotisch zugehen. 

  

Persönliches in Sachen "Bildungslandschaft"

Abschließend möchte ich noch eine persönliche Meinung anfügen, die durch die wertvolle Arbeit vieler Pädagogen, Eltern und Wissenschaftler u.a. durch Herrn Gerald Hüther gestützt wird:

 

Eine frühe Bewertung unserer Kinder, egal ob hochsensibel oder nicht, durch Schulnoten hinterlässt tiefe Wunden in den Kinderseelen. Sie lernen auf diese Weise leider sehr früh nicht okay zu sein, so wie sie sind. Ihr Augenmerk wird auf Leistung, Gefallen, Anpassung und auf ihre Schwächen gelenkt, statt darauf, sich ihrer Einzigartigkeit bewusst zu werden und ihre individuellen Talente voller Freude auszuleben.

 

Ich persönlich wünsche mir für alle und ganz besonders für hochsensible Kinder mehr Schulen, die mindestens in den ersten sechs Jahren auf Benotungen und Hausaufgaben verzichten und die ein hohes Maß an Selbstbestimmung ihrer Schüler im Lernprozess ermöglichen. Für mich bilden das bisher fast ausschließlich alternative Schulformen sowie das Freilernen und Unschooling ab. Und diese Schulen sind entweder nicht flächendeckend zu finden oder kollidieren mit der deutschen Vorliebe für feste Lehrpläne oder aber mit der hier geltenden Schulanwesenheitspflicht.  

 

Und wenn man sich nicht aus Mitgefühl für unsere Kinder für freieres, potenzialorientiertes Lernen entscheiden mag, dann möge folgendes Argument den Ausschlag geben: In einer Zeit, in der wir das volle kreative Potenzial jedes Einzelnen benötigen, um ganz neue Wege im Miteinander und zur Bewältigung der Klimakrise zu finden, wäre es doch nur folgerichtig, Schulen zu kreieren, die die einzigartigen Talente unserer Kinder fördern, statt sie zu fleißigen, angepassten Arbeitsbienchen heranzuziehen, denen jegliches Querdenken abgewöhnt wurde. 

 

Und es sei die Frage erlaubt, warum wir, die wir in einem demokratischen Land und einem demokratischen Europa leben, hierarchische, nichtdemokratische Schulen pflegen. Könnten unsere Kinder nicht sehr viel leichter zu demokratiebewussten eigenverantwortlichen und verantwortungsbewussten Menschen heranwachsen, würden sie bereits in der Schule mitbestimmen können? Würden sie bereits in der Schule lernen, was Mitbestimmung bedeutet, wie es sich anfühlt Verantwortung zu tragen, abzustimmen, Regeln festzulegen und für deren Einhaltung einzustehen, sich (Lern-)Ziele zu setzen und diese eigenverantwortlich umzusetzen?

 

Eine stimmige Entscheidung treffen

Die eierlegende Wollmilchsau unter den Schulen zu finden, ist nicht so einfach. Da sind die Bedürfnisse des Kindes zu beachten, aber auch eure Erziehungswerte und eure Bedürfnisse als Eltern.

 

Doch eine für alle Familienmitglieder stimmige Entscheidung zu treffen, das ist möglich - finde ich. Sie wird vielleicht nicht perfekt sein, dafür aber spürbar stimmig. Und das nimmt den Druck raus. Denn es mag durchaus so sein, dass eine bestimmte Schule für dein hochsensibles Kind perfekt wäre, euren persönlichen Erziehungswerten entspricht und super sympathische Lehrer beschäftigt. Dass ihr aber täglich zweimal durch die ganze Stadt fahren, sogar umziehen müsstet oder aber an eure finanziellen Grenzen stoßen würdet, um eurem Kind den Besuch dieser Schule zu ermöglichen.

 

Ist diese Schule dann immer noch stimmig für euch alle? Für dein Kind, für die Geschwister, für euch als Eltern, für euch als Paar? Ist die mit einer Schule am anderen Ende der Stadt einhergehende Belastung für euch alle tragbar oder könnt ihr alle miteinander entspannter sein, wenn dein Kind auf die Schule geht, auf die auch die Freunde aus dem Kindergarten gehen und in die Klasse, deren LehrerIn sich so überzeugend sympathisch und engagiert vorgestellt hat? 

 

Ich persönlich habe mir abgewöhnt "richtige" Entscheidungen nach Auswertung aller Fakten, Pro- und Contras und der Sammlung wissenschaftlicher und pädagogischer Fakten zu treffen. Zu oft durfte ich erfahren, dass der Kopf nicht der richtige Ansprechpartner für essentielle Lebensentscheidungen ist. Denn er weiß lediglich Entscheidungen auf Basis vergangener Erfahrungen zu treffen.

 

Will ich neue Wege gehen (wie du vielleicht in Sachen Bildung und Schule für dein Kind), hilft mir persönlich nicht mein Kopf, sondern nur mein Herz als Tor zu meiner Seele und zu meiner höheren Weisheit, mein Gefühl, mein Bauch.

 

Wie ich persönlich stimmige, tragfähige Entscheidungen treffe, das habe ich in meinem Artikel "Warum sich Hochsensible mit Entscheidungen schwertun" zusammengestellt. Möge dir dieser Artikel die nötige Sicherheit im Umgang mit der "Schulfrage" und der Entscheidungsfindung schenken. 

 

 

Nun wünsche ich euch als Familie, dass ihr eure eierlegende Wollmilchsau findet! Dass ihr Wege durch die "Bildungslandschaft" findet, die stimmig, tragbar und machbar für euch alle sind. Dass ihr immer Kraft und Unterstützung findet, euch treu zu bleiben und euch mutig für eure Belange und die Belange eures Kindes einzusetzen. Dass ihr auch einmal den Mut habt eine getroffene Entscheidung zu revidieren und an die neue Situation anzupassen. Dass ihr gemeinsam wachsen und euch entfalten könnt!

 

Lebt eure zarte Stärke, denn das ist euer Geschenk an die Welt!

Alles Liebe, eure Inga 

  

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Kommentare: 2
  • #1

    Mia (Mittwoch, 11 Dezember 2019 22:25)

    Ja, so eine große Auswahl funktioniert leider nur an einem Wohnort, der eher zentral/städtisch liegt. Wir leben auf dem Land, immerhin gibt es hier eine Waldorfschule zusätzlich zur gewöhnlichen. Der Weg ist sogar kürzer, aber mehr Auswahl ist da nicht. Ich hoffe, das wird der richtige Weg für meine Tochter sein.

  • #2

    Inga Dalhoff (Freitag, 13 Dezember 2019 11:40)

    Liebe Mia,

    oh ja, da hast du leider recht. Auf dem Land ist die Infrastruktur leider nicht immer so vielseitig. Dass ihr eine Waldorfschule in relativer Nähe habt, finde ich allerdings grandios und längst nicht selbstverständlich. Auch bei Waldorfschulen gibt es sicherlich qualitative Unterschiede. Dennoch glaube ich, dass die Waldorfpädagogik ganz wundervoll für Hochsensible ist.

    Möget ihr dort an genau der richtigen Stelle sein!

    Alles Liebe, deine Inga