Ein Trauma als Ursache für Hochsensibilität?

Wie einschneidende Erlebnisse deine zarte Seite beeinflussen

Foto eines ängstlichen Kindes mit Hand vor den Augen

Warum sind ca. 20 % der Bevölkerung hochsensibel und die anderen 80 % nicht? Gibt es konkrete Ursachen oder Auslöser für Hochsensibilität?

 

In einigen Artikeln und Büchern ist zu lesen, dass Hochsensibilität als vererbbar betrachtet werden kann. Wer hochsensible Elternteile oder Großelternteile hat, wird mit höherer Wahrscheinlichkeit selbst hochsensibel sein und dieses Talent auch an die eigenen Kinder weitergeben.

Andererseits kann Hochsensibilität aber auch durch eine Traumatisierung verstärkt werden. Und auch Normalsensible können als Folge von Traumata eine Hypernervosität entwickeln, die der Hochsensibilität sehr ähnelt.

Im folgenden Artikel findest du Wissenswertes über die Verstärkung von Hochsensibilität durch Traumatisierungen. Außerdem habe ich dir ein einführendes Video zur Hochsensibilität verlinkt.

 

Einführendes Video zur Hochsensibilität

Eigene Erfahrungen und Traumata als Ursache für Hochsensibilität

Der Umgang mit meiner eigenen Hochsensibilität gestaltete sich zunehmend leichter und erfüllender, nachdem ich mich meinen eigenen (unbewussten) Traumata gestellt hatte. Natürlich bin ich nach wie vor hochsensibel. Aber ich ruhe mehr in mir und kann mit Herausforderungen sehr viel kraftvoller umgehen, seitdem meine Traumata Beachtung und Aussöhnung erfahren haben.

Bei meinen KundInnen mache ich ganz ähnliche Erfahrungen. Meine KundInnen finden zwar hauptsächlich wegen ihres Wunsches zu mir, erfolgreich mit ihrem HerzBusiness durchzustarten. Doch kommen wir oftmals keinen entscheidenden Schritt weiter, ohne uns erfolgsverhindernde Muster anzuschauen. Viele von diesen Mustern haben tiefe Wurzeln in unbearbeiteten Traumata. Wenden wir uns ihnen zu, „fluppt" es anschließend mit den unternehmerischen Themen fast wie von allein. :-)

Traumatisierungen verstärken also die Hochsensibilität. Betonen die Nervosität, lassen uns schneller aus der Balance geraten und machen uns „empfindlicher" als wir sein müssten. Dabei ist es gleichgültig, ob wir unsere eigenen Traumata oder von den Eltern, Großeltern oder noch älteren Vorfahren übernommene Traumata mit uns herumschleppen. Im Folgenden habe ich einige mögliche Traumata zusammengestellt, die Ursache für eine Auslösung oder eine Verstärkung der Hochsensibilität sein können.

Ich persönlich empfinde es als eine große Befreiung und Erleichterung, mich meinen inneren Dämonen gestellt zu haben und zu stellen. Wenn du selbst dich den besonders einprägsamen und stressenden Themen in deinem Leben stellen willst, dann lasse dich von deinem Gefühl leiten.

 

Welches der unten aufgeführten Themen spricht dich an? Bei welchem Thema „klingelt" es leise? Wann ist der richtige Zeitpunkt, sich diesem Thema zu widmen? Wer könnte eine gute und achtsame BegleiterIn sein? Wem vertraust du? Zu wem fühlst du dich hingezogen? Wer oder was (z.B. ein Buch, Artikel oder Film) kommt auf dich zu und schenkt dir weitere Erkenntnisse?

 

Faktoren, die Hochsensibilität auslösen oder verstärken können:

 

1. Geburtstraumata

2. Vergewaltigungen (Eigene, die Familienmitglieder (auch der Männer!) betreffende oder das Kollektiv betreffende Vergewaltigungen)

3. Körperliche und seelische Gewalt in der Familie oder an der Familie, in Schule oder Beruf

4. Unfälle, Stürze, Verletzungen, höhere Gewalt wie Stürme, Hochwasser u.Ä.

5. Konflikte & Trennungen (eigene oder die der Eltern oder anderen Bezugspersonen)

6. Bedingte Liebe (Nur wenn du so bist, wie ich möchte, habe ich dich lieb. Verhältst du dich anders, wirst du mit Liebesentzug bestraft.)

7. Unbearbeitete Kriegserlebnisse auch der Eltern, Großeltern oder anderer Bezugspersonen und Vorfahren.

 

8. Erlebnisse aus anderen Leben

 

9. Unscheinbare Alltagserlebnisse. Sehr spannend finde ich, dass auch eine tiefgreifende Verunsicherung und Prägung in uns verankert wird, ohne dass ein ganz großes einschneidendes Erlebnis wie die oben geschilderten in unser Leben tritt. Es können kleine "Enttäuschungen" oder ein "Vertrauensbruch" sein, die uns aus der Bahn werfen und eine jähe Angst in uns verankern. Auch diese Erlebnisse können Symptome wie die eines "großen" Traumas verursachen, weiß die heutige Traumaforschung.

 

Vertiefung zu 7. Kriegstraumata

Weil mich das Thema Kriegserlebnisse von meinen Familienmitgliedern sehr berührt, möchte ich hier meine eigenen Erfahrung schildern. Denn ich finde es besonders schwierig, sich den Traumata zu stellen, die wir selbst zwar nicht erlebt, sondern „von den Eltern oder Großeltern geerbt" haben, die aber trotzdem aktiv in uns wirken und Einfluss auf unser Leben nehmen.

 

Zusätzlich erlebe ich, dass gerade diese Themen in letzter Zeit verstärkt bei meinen Kunden aufgekommen sind. Es scheint also mehr als wertvoll, dieses brisante Kapitel unseres Lebens anzuschauen.

 

Ich selbst wurde an die Traumata meiner Familie "erinnert", als umfängliche Umbaumaßnahmen an unserem Miethaus durchgeführt wurden. Ich hatte eine Art Flashback und konnte mir meinen Schockzustand allein mit den zugegebenermaßen alptraumhaften Arbeiten am Haus nicht erklären. 

 

Ich ahnte schnell, dass hier mehr als meine Hochsensibilität im Spiel war und begann in meinen Meditationen zu forschen, meiner inneren Stimme zu lauschen.

 

Und wie „zufällig" stieß ich auf die Bücher von Sabine Bode über Kriegskinder, Nachkriegskinder und Kriegsenkel, die mir unendlich wertvoll waren. Die mir die entscheidenden Hinweise schenkten, was mich da umtrieb.

 

Auf die Kriegserlebnisse meiner Familie möchte ich hier nicht eingehen. Zum großen Teil kenne ich sie selbst nur rudimentär. Und ich muss sie auch nicht kennen.

 

Wichtig für mich war, dass ich einen ganz neuen mitfühlenden Blick auf meine Eltern und Großeltern werfen durfte. Ich konnte erahnen, wie sie sich im Krieg, in der Ohnmacht und Ausweglosigkeit gefühlt haben mochten. Denn auch ich fühlte mich (wenn es auch absolut übertrieben erscheinen mag) in dieser Umbauphase absolut ohnmächtig, fremdbestimmt, heimatlos, hin- und hergeworfen. So konnte ich erahnen, wie es für meine Familie und viele, viele andere Menschen gewesen sein muss, keinen Schutzraum mehr zu haben, auf der Flucht zu sein.

 

Und das allein reichte, um mich mit meinen Eltern und Großeltern verbunden zu fühlen, zu verstehen, warum sie sind wie sie sind oder waren, welche (Über-) Lebensstrategien sie für sich gefunden und an mich weitergegeben haben.

 

Aussöhnung schafft Dankbarkeit

Dieses Erlebnis hat mir tiefen inneren Frieden geschenkt, Mitgefühl und Dankbarkeit für meine Familie beschert und mich mit der Geschichte unseres Landes ausgesöhnt. Mir ist bewusst geworden, dass meine Eltern und Großeltern aus ihrer Position heraus alles, aber wirklich alles ihnen Mögliche getan haben, um es mir und nachfolgenden Generationen gut ergehen zu lassen. Eben auf der Basis ihrer Erfahrungen.

 

Was nicht heißt, dass ihr Handeln und Sein immer absolut ideal als Vorbild für meinen Lebensentwurf geeignet wäre. Deshalb habe ich mich eben für andere Wege der Lebensgestaltung entschieden. Und dass ich im Gegensatz zu vorhergehenden Generationen stets die Freiheit der ureigenen Lebensgestaltung hatte, ist mir ein unendliches Geschenk.

Das Ergebnis dieser Selbstreflexion ist für mich also ein reichhaltiges Geschenk: Eine sehr, sehr tiefe innere Aussöhnung mit meinen Eltern und Großeltern, die ungeheuer viel Leichtigkeit und Freude in unser Miteinander bringt und mir positive Energie und inneren Frieden für mein eigenes Leben und mein HerzBusiness schenkt. 

 

Erst nach und nach wurden und werden mir all die Dinge in meinem Leben bewusst, die mit den familiären Kriegserfahrungen zusammenhängen. Weil ich mir als Kind unbewusst die Traumata meiner Eltern und Großeltern zu eigen gemacht hatte, fehlte es mir an Lebensfreude, Genussfähigkeit, Selbstvertrauen und Liebesfähigkeit. Alles blieb seltsam flach. Erst nach Auflösung dieser Ursachen und anderer einprägsamer Erlebnisse ist es mir möglich, mich in noch mehr Höhen und Tiefen zu erleben. 

 

Hab Mut, die Geschichte deiner Ahnen zu erforschen

Mit der Schilderung meiner Erfahrung möchte ich nicht nur meiner Dankbarkeit Ausdruck verleihen, sondern auch Mut machen: 

 

Es lohnt sich, die Geschichte der Eltern, Großeltern und noch weiter zurückliegender Generationen zu beleuchten. In der systemischen und / oder schamanischen Arbeit geht man davon aus, dass uns unsere Vorfahren stark prägen. Und zwar über bis zu sieben Generationen in die Vergangenheit hinein!

 

Viele unserer Vorfahren gehören Kriegs- und die Nachkriegsgenerationen an. Und diese hatten meist weder Zeit noch Muße oder aber keine Möglichkeiten, sich mit der Aufarbeitung ihrer Traumata zu beschäftigen.

 

Die Kriegsgeneration war mit dem Überleben beschäftigt und hat als großes Geschenk Sicherheit und Wohlstand geschaffen. Die Nachkriegsgeneration hat ebenfalls zu Sicherheit und Wohlstand beigetragen, aber auch zur Aufklärung und Endtabuisierung der Kriegserlebnisse gesorgt.

 

Und die Kriegsenkelgenerationen haben nun die Kapazitäten und den Abstand, um die Kriegstraumata in die Heilung zu bringen und unserer Gesellschaft neue Wandlungsmöglichkeiten zu schenken.

 

Hochsensible, bewusste Persönlichkeiten sind wie ich finde für diese Aufgabe ganz besonders gut geeignet. Denn ihnen liegt die Selbstreflexion im Blut. :-)

 

Wie du dich von familiärem Ballast befreist, ohne in das Drama der Vergangenheit einzusteigen

Gute Werkzeuge, um die Erlebnisse zu erforschen, die im Leben deiner Ahnen wie auch in deinem Leben wirken, sind Familienaufstellungen oder aber Schamanische Reise / Hypnose hilfreich. Je nach Methode musst du gar nicht in die Tiefen der Traumata, von Täter- oder Opferdasein deiner Familienmitglieder eintauchen, sondern kannst dich auch auf leichte Weise von altem Ballast befreien.

 

Ich unterstütze dich gern auf deinem Weg. Melde dich, wenn du dir Unterstützung wünschst! Es lohnt sich!

 

Wie immer bin ich gespannt auf deine Geschichten und Erfahrungen und freue mich, wenn du sie mit mir und den anderen LeserInnen teilst. Denn diese geteilten Erfahrungen machen anderen Mut, ebenfalls ihren Weg zu gehen. Schenken die Erkenntnis, nicht allein zu sein mit ihren Herausforderungen.

 

Lebe deine zarte Stärke!

Alles Liebe, deine Inga

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Kommentare: 4
  • #1

    Revierrose (Donnerstag, 12 Juli 2018 11:32)

    Das Thema Kriegsenkel hat bei mir einen Knoten platzen lassen. Bei dem Buch von Sabine Bode reichte mir die Leseprobe und plötzlich war alles klar. Und mir wurden auch die ganzen Zusammenhänge klar und auch wie weitreichend diese sind.

  • #2

    Inga Dalhoff (Sonntag, 15 Juli 2018 10:47)

    Liebe Revierrose,

    wundervoll, dass ich etwas bei dir lösen durfte! Mir ist es ganz ähnlich gegangen. :-) Mögest du dich befreit und befriedet fühlen!

    Lebe deine zarte Stärke!
    Dein Inga

  • #3

    Inge Therkorn (Donnerstag, 01 April 2021 13:11)

    ich bin hochsensibel und wurde traumatisiert und ich kann nicht mehr ordentlich gehen. Ich weiss auch nicht ob Sie mir irgendwie helfen können, weil ich ordentlich gehen konnte, als ich meinen verstorbenen Lebenspartner kennenlernte.
    Ich bitte um unverbindliche Beratung-danke
    herzlichst
    Inge Therkorn

  • #4

    Inga Dalhoff (Freitag, 02 April 2021 16:04)

    Liebe Inge,

    es berührt mich sehr, was du schreibst. Selbstverständlich können wir gern gemeinsam erforschen, welchen Anteil eine mögliche Traumatisierung an deinen körperlichen Beschwerden hat. Neben ärztlicher und körpertherapeutischer Hilfe, kann meiner Erfahrung nach eine Beschäftigung mit den psychischen Aspekten einer Erkrankung sehr heilsam sein.

    Magst du mir unter willkommen@zart-stark.de schreiben, wann du dir ein unverbindliches Kennlerntelefonat wünschst? Ich bin am 6. und 7.4. dafür offen, dann wieder ab der darauffolgenden Woche.

    Herzliche Grüße, deine Inga