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Hochsensiblen Kindern und Jugendlichen Kraft schenken

Interview mit Birgit Gattringer von StarkeKids

Kind in Superman-Pose

Es finden immer mehr hochsensible Kinder in unsere Welt. Und sie kollidieren nicht selten mit unseren Erziehungs-, Betreuungs- und Schulmodellen. Es braucht mehr Verständnis für ihre Besonderheiten und ihre Einzigartigkeit. Und es braucht mehr Mitgefühl für ihre besonderen Bedürfnisse nach Verbundenheit, Sinn und Gerechtigkeit. 

 

Wie wir hochsensible Kinder und Jugendliche stärken können, darüber habe ich gemeinsam mit Birgit von StarkeKids sinniert. 

 

Birgit hat für euch (die ihr vielleicht Eltern hochsensibler Kinder oder Pädagogen seid) einige hilfreiche Tipps wie die praktischen "4 R's" und sogar ein kostenfreies E-Book mit "Mentalgeschichten" für hochsensible Kinder und Jugendliche zusammengestellt - Auf dass die hochsensiblen Kinder dieser Zeit ihre besondere Gabe frei entfalten und die Welt ein bisschen bunter, gefühlvoller und kreativer machen können. :-) Also, los geht's!

 

 

Starke Kids - Was ist das?

Foto von Birgit

Liebe Birgit, du bist Mitinitiatorin von StarkeKids.

Was ist das und was möchtet ihr mit eurem Projekt bewegen?

 

StarkeKids ist eine Plattform rund um die Themen Selbstwertgefühl, Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit für Kinder.

Einerseits unterstützen wir Eltern im Familienalltag durch Blogartikel, Kurse, Ratgeber und Coachings, damit sie liebevoll und friedvoll mit ihren Kindern umgehen. Denn genau das braucht es, damit die Kinder einen gesunden Selbstwert erlangen. Leider herrschen in vielen Familien Streit, Geschrei und Schimpfereien, was das Selbstwertgefühl der Kinder eher schrumpfen lässt.  

 

Andererseits unterstützen wir Kinder direkt mit unseren Mentalgeschichten. Mit den speziellen Mentalgeschichten werden stärkende Botschaften direkt im Unterbewusstsein des Kindes verankert und hat somit positive Auswirkungen auf das Selbstbewusstsein des Kindes. 

 

Was macht hochsensible Kinder aus?

Was unterscheidet hochsensible Kinder und Jugendliche aus deiner Sicht von nicht hochsensiblen Kindern und Jugendlichen? Was sind ihre besonderen Stärken, was ihre ureigenen Herausforderungen?

 

Kinder mit Hochsensibilität nehmen über alle fünf Sinne deutlich mehr und intensiver wahr. Auch die Gefühlswelt ist häufig – aber nicht zwangsläufig – stärker ausgeprägt. Das nennen wir von StarkeKids dann Hochsensitivität. 

 

Anmerkung von mir (Inga von zart-stark.de): 

 

Ihr findet die Hochsensibilität und die Hochsensitivität in diesem Blog etwas anders definiert. Hochsensibilität bezieht für mich neben den intensiven Wahrnehmungen über die fünf Sinne auch immer die rege Gefühlswelt mit ein. Hochsensitivität ist für mich eine zusätzliche Begabung in Hinsicht auf den sechsten Sinn (Hellsichtigkeit, Hellfühligkeit, Hellhörigkeit, etc.) Hochbegabung geht für mich oft mit einer sensorischen Sensibilität einher, die aber anders als bei der Hochsensibilität nicht immer die intensive Gefühlswelt umfasst.

 

Typische Merkmale von Hochsensibilität sind daher entsprechend vielfältig. Je nach dem jeweiligen Sinnesorgan. Beispiele beim Sehsinn: Meiden hochsensible Kinder grelles Licht, sind lichtempfindlich, registrieren kleinste visuelle Impulse und Veränderungen (erkennen wenn du beim Friseur warst, im Gegensatz zu deinem Partner ;)), erleben grelle Farben oft als unangenehm. Beim Hörsinn meiden sie Lärm, erleben Hintergrundgeräusche (Fernsehen/Radio) als unangenehm oder störend und haben ein feines und frühes Gespür für Rhythmik und Musik. Beim Geruchssinn nehmen sie feine Gerüche deutlicher wahr, als andere und fühlen sich wirklich beeinträchtigt, sind angeekelt bis hin zum Brechreiz bei unangenehmen Gerüchen. Bei der Nahrungsaufnahme sind sie eher mäkelig, lehnen gewisse Konsistenzen und starke Gewürze ab. Es kann auch passieren, dass sie bei bestimmten Lebensmittel würgen oder alles einzeln wollen.

 

Hochsensible Kinder tragen sehr gerne lockere bequeme Jogginghosen / Leggins, lehnen kratzige, enge und Etiketten in der Kleidung ab. Sie sind auch eher schmerz-, kälte- und wärmeempfindlich.

 

Ihre besonderen Stärken liegen sicher darin, dass sie eine ausgeprägte Wahrnehmung und Gefühlswelt haben. Sie sind sehr einfühlsam, mitfühlend, fantasievoll und kreativ. Sie sind meist redegewandt, wollen alles sehr genau wissen, können abstrakte Zusammenhänge rasch erkennen und sind sehr schnell zu begeistern. 

 

Also wunderbare Menschenkinder, die wir auf keinen Fall auf unserer Erde missen wollen. 

 

Wie unterstützen wir hochsensible Kinder und Jugendliche?

Wie können wir hochsensible Kinder und Jugendliche bestmöglich unterstützen?

 

Ich gebe den Eltern die sogenannten 4 R’s als Tipp mit. Das ist leicht zu merken und die 4 R's stehen für: Reizschutz, Rituale, Ruhe, Reflexion.

 

Die Umgebung hochsensibler Kinder sollte möglichst reizarm sein - vor allem wenn sie noch sehr jung sind. Rituale schaffen für hochsensible Kinder Vertrautheit und Sicherheit. Somit sollte der Tagesablauf immer vorhersehbar für das Kind sein. Kurzfristige Veränderungen und Übergänge sind für hochsensible Kinder besonders schwierig. Da brauchen sie viel Geduld und liebevolle Begleitung von uns. Auch die Ruhe von innen ist sehr wichtig. Aufgrund ihrer Reizüberflutung sollten hochsensible Kinder für sich Strategien erlernen, wie sie sich selbst entspannen können. Viele hochsensible Kinder lieben deshalb unsere Mentalgeschichten ;)

 

Die eigene Reflexion steht für das 4. R. Gerade hochsensible Kinder spüren sehr stark deine eigene Stimmung oder die Stimmung zwischen der Partnerschaft. Wenn Spannung in der Familie herrscht, nimmt das dein Kind besonders stark wahr und spiegelt es in unterschiedlichem, meist belastendem Verhalten. 

 

Wenn Schule zum Problem wird - Was tun?

Viele hochsensible Kinder und Jugendliche hinterfragen Schule intensiv. Oft gehen sie nicht gern zur Schule, weil es zu laut und quirlig zugeht oder sie Lehrplan und Leistungsprinzip als unstimmig empfinden. Viele hochsensible Kinder und Jugendliche belastet Schule so sehr, dass sie erkranken, sehr unglücklich sind, "verhaltenskreativ" werden oder sich extrem zurückziehen. Welche Lösungen können hier aus deiner Sicht gefunden werden?

 

Vorbereitung ist sehr entscheidend. Versuche so früh wie möglich Kontakt mit dem Schulpersonal aufzunehmen. Kläre auch die Pädagogen über die Hochsensibilität deines Kindes auf. Leider gibt es nach wie vor nicht viel Wissen im Umgang mit hochsensiblen Kindern. Für dein Kind ist es wichtig, eine Beziehung zum Lehrpersonal aufbauen zu können und die Vorhersehbarkeit. Bleibe somit in einem guten Austausch mit den Pädagogen. Eventuell könnt ihr gemeinsam einen Rückzugsort für dein Kind schaffen, wo es sich wohl fühlt und mal zwischendurch entspannen kann. 

 

Anmerkung von mir (Inga von zart-stark.de):

 

Viele meiner KundInnen mit hochsensiblen Kindern haben sich für alternative Schulformen, die auf Montessoripädagogik, Waldorfpädagogik oder auf besondere Formen der Mitbestimmung und freien Gestaltung setzen, wie etwa Demokratische Schulen, entschieden und damit gute Erfahrungen gemacht. 

Denn: Hochsensiblen Kindern sind Sinn und Gerechtigkeit sowie die Möglichkeit, ihrem individuellen (Lern-) Rhythmus folgen zu können, sehr wichtig. An alternativen Schulen kann dies mitunter besser bedient werden. 

Auch temporäres Unschooling oder Homeschooling kann für überreizte, erschöpfte oder erkrankte hochsensible Kinder hilfreich sein. (Siehe auch "Welche Schulform ist die richtige für  mein hochsensibles Kind?")

 

Wenn Schule so gar nicht passt und hochsensible Kinder erkranken oder verhaltenskreativ werden lässt, habe ich die Erfahrung gemacht, dass es sehr, sehr wichtig für die betroffenen Kinder und Familien ist, in der Selbstwirksamkeit zu bleiben. Sprich, sich (gemeinsam mit den Pädagogen) aktiv für einen Wandel des Lehrplans, für eine Schaffung von Rückzugsräumen, für die Gründung alternativer Schulformen etc. einsetzen zu können. Dass es sehr wertvoll ist, wenn sich hochsensible Kinder und Jugendliche konkret mit ihren Wünschen und Verbesserungsideen oder mit einer Liste dessen, was nicht passt, einbringen können. Dass also nichts über ihren Kopf hinweg verhandelt oder geplant wird, sondern sie aktiv einbezogen sind.

 

Da Kinder die (Schul-) Welt durch die Augen ihrer Eltern und Ahnen sehen, kann es auch sehr wertvoll sein, wenn sich Eltern ihre eigenen oder aber die zum Teil traumatischen Schulerfahrungen vorangegangener Generationen anschauen und sie zum Beispiel mittels Aufstellungen heilen. Denn hochsensible Kinder spüren Vorbehalte der Eltern oder des Familiensystems gegenüber Schule in sich, nehmen sie als ihre eigenen wahr und agieren sie mitunter in der Schule aus. Eine familiensystemische Klärung bedeutet eine enorme Entlastung für die Kinder und schenkt den Eltern die Chance der eigenen Befreiung von alten Verstrickungen und Prägungen.

  

Stärkende Übungen - Die Lichtdusche

Welche stärkenden Übungen können hochsensible Kinder und Jugendliche eigenständig machen, um ihren Alltag leichter und freudiger zu meistern?

 

Mentalübungen aus dem Mentaltraining sind wunderbare Werkzeuge, vor allem für hochsensible Kinder. Da das Wissen noch nicht so verbreitet ist, habe ich dazu ein eigenes kostenloses kostenloses e-Book für hochsensible Kinder und deren Eltern erstellt. Meine Lieblingsübung daraus ist die Lichtdusche. 

 

Damit es mehr starke Kids geben kann...

Was ist dein Wunsch an die "Welt", damit es noch mehr Starke Kids geben kann?

 

Ich sehe meinen Job darin, dass ich die Herzen der Eltern wieder weicher und sanfter für sich selbst und für ihre Kinder mache. Denn mit einem offenen, weichen Herzen können wir besser verstehen, wahrnehmen, fühlen, begleiten und kommunizieren. Damit schaffen wir die optimalen Voraussetzungen für die Kinder, damit sie stark und selbstbewusst ins Leben wachsen können. 

 

 

Danke liebe Birgit für deine so wertvollen Tipps!

Mögest du viele Familien erreichen und bereichern!

Und dir, liebe Leserin, lieber Leser, wünsche ich einen bereichernden, zuträglichen und nährenden Familienalltag!

 

zart starke Grüße, eure Inga

 

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