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Wie du die Angst vor der Angst verlierst

11 Anregungen, deine Angst neu zu betrachten

Foto einer Frau, die einen Schlüssel mit der Aufschrift "Fearless" trägt

Immer wieder fällt mir auf, wie sehr wir unsere Gefühle und Emotionen bewerten. Die einen sind angenehm und deshalb erstrebenswert und die anderen sind unangenehm und sollen am besten aus unserem Leben verschwinden. Besonders unsere Ängste wollen wir nicht gern spüren. Sie scheinen gerade für Hochsensible so überwältigend zu sein, so schmerzhaft, so unerträglich aufwühlend und destruktiv.

 

Ich habe Ängste ganz anders kennengelernt. Sie sind mir wichtige Sparringspartner geworden. 

 

Vielfältige Ängste

Sicherlich bist du auch schon Ängsten in deinem Leben begegnet. Vielleicht

  • der Angst vor der eigenen Größe,
  • der Angst davor verletzt zu werden,
  • der Angst vor Lebendigkeit
  • der Angst vor Mangel,
  • der Angst vor dem Sich-zeigen oder dem Verkaufen,
  • finanziellen Ängsten,
  • gesundheitlichen Ängsten,
  • der Angst davor, einen lieben Menschen zu verlieren,
  • der Angst davor, nicht gut genug zu sein,
  • ... nicht liebenswert zu sein,
  • ... zu versagen, ...

 

Ein Leben ohne Angst - das Paradies?

Ein Leben ohne Ängste mag dir deshalb erstrebenswert erscheinen. Zumal Ängste gerade für Feinfühlige oder Hochsensible ganz besonders überwältigend sein können.

 

Voller Sehnsucht arbeiten einige von uns deshalb darauf hin, all ihre Ängste zu transformieren, um irgendwann einmal in paradiesischen, weil völlig angstfreien Zuständen zu leben.

 

Doch gibt es das wirklich - ein Leben ohne Angst?

Oder kann ich ein Leben mit meinen Ängsten führen und trotzdem paradiesische Zustände erleben?

Ist Angst vielleicht ein genauso nützliches Gefühl wie die Freude?

 

Ich finde JA, unbedingt! Meine Ängste waren mir immer wertvolle Lehrmeister. Manchmal bin ich ihnen entwachsen und konnte sie ziehen lassen. Mit anderen Ängsten gehe ich weiter durch mein Leben, reibe mich an ihnen, wachse an ihnen.

 

Oft durfte ich erleben, wie eine meiner Ängste im inneren Dialog und in der Wertschätzung für ihren Dienst dahinschmolz und sich als liebevolle Beraterin in mein inneres Team eingeordnet hat.

 

10 + 1 Anregungen für eine Neuinterpretation deiner Angst

Vielleicht verspürst auch du die Sehnsucht, einen geklärten Umgang mit deinen Ängsten zu finden. Deshalb teile ich hier 11 Fragen mit dir, die mich in meiner Tätigkeit als Beraterin und in meinem Leben immer wieder bewegen.

 

Hochsensible und Feinfühlige sind oft sehr fleißig darin, ihr Innenleben ehrlich und in allen Tiefen aufzuarbeiten. Vielleicht sind dir meine Anregungen deshalb schon bekannt. Vielleicht ist noch die ein oder andere Angst in dir, die du unter einem anderen Blickwinkel anschauen möchtest.

 

Ich bin gespannt zu lesen, ob dich diese Fragen ansprechen und welche Erfahrungen du im Umgang mit deinen Ängsten sammeln konntest.

 

 

1 Was ist, wenn du die Idee loslässt, nur nach Heilung aller Ängste ein glückliches Leben führen zu können?

 

2 Was ist, wenn du deine Ängste nicht bekämpfst, verdrängst oder womöglich auf andere projizierst, sondern dich ihnen liebevoll zuwendest?

 

3 Was ist, wenn du dich deiner Ängste nicht schämst?

 

4 Was ist, wenn du dich selbst nicht für deine Ängste verachtest oder bestrafst?

 

5 Was ist, wenn du deine Ängste wertfrei betrachtest und beobachtest?

 

6 Was ist, wenn du deine Ängste als Motor deines inneren Wachstums betrachtest?

 

7 Was ist, wenn du deine Ängste als Hilfsmittel für die Entwicklung deiner Selbstliebe und deines Mitgefühls für dich und andere Lebewesen siehst?

 

8 Was ist, wenn du deine Ängste als Werkzeug betrachtest, mit dessen Hilfe du dich in all deiner Lebendigkeit erst so richtig erfahren kannst?

 

9 Was ist, wenn deine Seele deine Ängste ganz bewusst in deinem Leben verankert hat, damit sie sich / du dich als Mensch erfahren kannst?

 

10 Was ist, wenn du deine Ängste für ihren Dienst an deiner (Selbst-)Liebe, deinem Mitgefühl, deiner Lebendigkeit und deinem inneren Wachstum wertschätzt?

 

11 Was ist, wenn du keine Angst mehr vor deinen Ängsten hast?

 

Wenn du Fragen dazu hast, Anregungen oder Erfahrungen beisteuern möchtest, dann freue ich mich sehr über deinen Kommentar. Denn jeder Kommentar, jeder deiner Gedanken bereichert auch die anderen LeserInnen!

 

zart starke Grüße

deine Inga

 

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Kommentare: 6
  • #1

    Anna (Sonntag, 07 Juli 2019 13:20)

    Wie schaffe ich es, meine Ängste zu integrieren und die nicht mehr über mich herfallen zu lassen?

  • #2

    Inga Dalhoff (Donnerstag, 11 Juli 2019)

    Liebe Anna,

    mein Tipp ist, dass du die Angst als deine Freundin wahrnimmst. Als einen Fingerzeig, bei einer bestimmten Sache Vorsicht walten zu lassen. Aber wie bei jedem freundschaftlichen Rat, bist du nicht verpflichtet ihm zu folgen. Du Anna, BIST NICHT die Angst! Du HAST eine bestimmte Angst. Die hat Sinn oder einmal Sinn gehabt. Und als Anna kannst du entscheiden, ob du der Angst folgen möchtest oder nicht. Wenn nicht, dann richte ihr aus, dass du sie gehört hast und achtest und doch einen mutigen Weg gehen wirst. Denn manchmal liegt der Weg (der Selbstbefreiung) genau da, wo die Angst am größten ist.

    Der Umgang mit Ängsten ist sehr vielfältig und erfordert für viele durchaus Übung. Besonders Menschen mit einer Angststörung sollten sich unbedingt professionelle Hilfe suchen: Einen guten Therapeuten, eine homöopathische Begleitung, ärztlichen Rat - ganz nach den persönlichen Neigungen.

    Sei also bitte achtsam mit dir. Schau, ob dir mein Tipp ausreicht oder ob du eine Unterstützung benötigst, weil du z.B. durch deine Ängste sehr stark beeinträchtigt bist und sie als überwältigend und alles verschlingend wahrnimmst. Sobald du die Angst als einen Teil von dir begreifen kannst, den du als Person "managen" kannst, ist mein Tipp für dich wahrscheinlich hilfreich, in allen anderen Fällen empfehle ich dir eine gute Begleitung.

    Ich hoffe, das hilft dir?

    Alles Liebe, deine Inga

  • #3

    Sabrina (Mittwoch, 04 März 2020 16:12)

    Haben Hochsensible eine größere Tendenz zu Ängsten/ Panik- und Angsterkrankungen? Oder kommt ihnen nur die Angst schlimmer vor, weil sie sie hinterfragen und nicht verdrängen?

    Liebe Grüße
    Sabrina

  • #4

    Inga Dalhoff (Freitag, 06 März 2020 10:31)

    Liebe Sabrina,

    mir liegen keine Zahlen vor und so kann ich dir nur aus meinem Gefühl antworten: Ich persönlich habe nicht das Gefühl, dass Hochsensible eine größere Tendenz zu Ängsten / Panik- oder Angsterkrankungen haben. Dass aber so manche Hochsensibilität durch ein beängstigendes Erlebnis, eine Traumatisierung Auslösung oder Verstärkung gefunden hat.

    Für alle Menschen gilt: Ist ein Trauma nicht geheilt, laufen wir in einer Art Dauersensibilisierung all unserer Sinne herum. Wir bleiben in einem Ausnahmezustand / im Überlebensmodus, alle Sinne sind geschärft und überempfindlich. Wir haben Dauerstress. In diesem Zustand sind wir übervorsichtig, überängstlich und oftmals abgeschnitten von Vertrauen und innerer Weisheit und damit anfällig für weitere Ängste. Finden wir keinen Weg hinaus, dann entstehen ernsthafte (Angst-)Erkrankungen.

    Und ja, ich erlebe Hochsensible als sehr mutig im Umgang mit ihren Ängsten! Das mag auch daran liegen, dass sie Ängste und andere Emotionen stark empfinden und daher möglicherweise schneller einen "Leidensdruck" und damit einen Handlungsimpuls verspüren. :-)

    Du merkst, ich tue mich mit allgemeinen Aussagen etwas schwer. Dennoch würde ich behaupten, dass Hochsensible aufgrund ihrer feinen Sinne und dem starken Empfinden von Emotionen, eher bedacht, umsichtig und vorsichtig handeln (ohne dass unbedingt eine Angststörung zugrunde liegt). Aber auch hier bestätigen Ausnahmen die Regeln. ;-)

    Hab eine wundervolle Zeit und melde dich gern, wenn du weitere Fragen hast.
    Alles Liebe, deine Inga

  • #5

    Andrea (Dienstag, 01 Oktober 2024 23:41)

    Das ist mein erster Kommentar im Internet. Bisher hatte ich davor zuviel Angst (;
    Ich mag Deinen Ton/Stil und Deine Fragen zu Ängsten sehr! Sie bringen auf den Punkt, was ich schon lange empfinde, ohne es bisher für mich formulieren zu können. Mir kam in den Sinn: mit meinen Ängsten ist es wie mit meiner Nase. Lange wollte ich die verkürzen, korrigieren, habe aber immer gespürt, dass sie nunmal zu mir gehört. Nach vielen Dekaden mag ich meine Nase nun sehr; sie ist nicht der Körperteil, den ich an mir am liebsten mag, aber ich habe sie gern und bin auch ein bisschen stolz auf sie. Ich habe gelernt zu sehen, was schön ist an ihr. Sie ist ein Teil von mir, der zeigt, wer ich bin. Und so habe ich auch gelernt, was mir meine Ängste geschenkt haben und wovor sie mich bewahrt haben. An sich sind sie tolle Begleiter, nur dürfen sie nicht – und hier hört die Nasen-Analogie dann auch schon auf – die Kontrolle übernehmen und zur Panik auswachsen. Weil ich meine Ängste gut kenne, passiert das seltener als bei mutigen Menschen. Danke Dir sehr, Du hast mir etwas bewusst - und damit ein Geschenk gemacht!

  • #6

    Inga Dalhoff (Mittwoch, 02 Oktober 2024 10:12)

    Liebe Andrea,

    welch eine Ehre, dass der zart-stark-Blog der erste sein darf, in dem du einen Kommentar hinterlässt!

    Danke dir für deine Zeilen. So eine schöne Analogie.

    Ja, ich erlebe es auch so, dass Ängste wundervolle Freunde sein können. Und dass wir darauf achtgeben dürfen, dass sie sich nicht zum Chef im Team machen. ;-) Die Chef:in sind und bleiben wir!

    Ängste verabschieden sich auch, wenn wir die Situation befrieden, in der sie entstanden sind. Meist sind dies überfordernde, einschneidende Erlebnisse aus diesem Leben, anderen Inkarnationen oder aus unserer Ahnenreihe.

    Wenn du Lust hast, deine Ängste zu transformieren und dich noch weiter zu befreien, dann komm gern in die Jahresgruppe, einen der Onlinekurse oder in eine Beratung.

    Hab eine wundervolle Zeit voller Selbstliebe und -annahme und lebe deine zart starke Kraft!
    Deine Inga