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Was ChefInnen für hochsensible MitarbeiterInnen tun können

Wie Führungskräfte die Potenziale hochsensibler und introvertierter MitarbeiterInnen fördern können

Dreierteam am Schreibtisch

Hochsensible und / oder introvertierte MitarbeiterInnen haben in der Regel einen guten Blick für Disbalancen und Ungerechtigkeiten im Team und für Verbesserungsmöglichkeiten. Zum Beispiel in der Produktion oder bei alltäglichen Routinen, für die Büro- und Arbeitsplatzgestaltung und auch für die Kommunikation im Team oder von Team zu Team.

 

Doch oft werden diese Schätze nicht gehoben. Entweder, weil hochsensible oder introvertierte MitarbeiterInnen in größeren Meetings nicht zu Wort kommen, weil Verbesserungsideen irgendwo im Unternehmen versanden oder weil die hochsensiblen KollegInnen vom üblichen Arbeitsalltag so gestresst sind, dass sie sich um Verbesserungsmöglichkeiten nicht mehr kümmern mögen.

 

Hochsensible MitarbeiterInnen kommunizieren ihre Hochsensibilität meist nicht

Den meisten ChefInnen werden hochsensible MitarbeiterInnen wohl eher nicht auffallen, obwohl ca. 20 % der Bevölkerung und damit möglicherweise auch der eigenen MitarbeiterInnen nach Forschungen der amerikanischen Psychologin Elaine N. Aron hochsensibel sind (Siehe auch "Was ist Hochsensibilität?").

 

Hochsensible fallen zum einen deshalb nicht auf, weil vielen ChefInnen Hochsensibilität bisher kein Begriff ist und auch, weil viele Hochsensible noch nichts von ihrer eigenen Hochsensibilität wissen. Sie wundern sich möglicherweise nur, warum sie sich von bestimmten Arbeitsbedingungen mehr gestresst fühlen als ihre KollegInnen. Zum anderen stechen Hochsensible nicht hervor, weil sie ihre Hochsensibilität in der Regel nicht öffentlich kommunizieren, um Stigmatisierungen zu vermeiden oder auch um anderen nicht das Gefühl der "Mindersensibilität" zu vermitteln. (Siehe auch "Wie Hochsensible ihre Bedürfnisse kommunizieren - Outing, ja oder nein?")

 

Vielleicht fallen einige, insbesondere eher introvertierte hochsensible MitarbeiterInnen durch ihre Zurückhaltung in Meetings oder in ihrem im Vergleich zu anderen gesteigerten Bedürfnis nach Ruhe, Fairness, Sinn, frischer Luft, weniger Zugluft u.ä. auf.

 

Doch nicht wenige Hochsensible sind auch extrovertiert und deshalb für Außenstehende noch seltener als hochsensibel erkennbar. 

 

Fragt eure MitarbeiterInnen nach ihren Wünschen und ihren Ideen für die  Umsetzung

ChefInnen und Führungskräfte können nicht hellsehen, hochsensible MitarbeiterInnen nicht pfeilgerade als solche erkennen und ihnen jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Das ist auch nicht ihre Aufgabe.

 

Gerade deshalb und weil alle MitarbeiterInnen, ob hochsensibel, introvertiert oder extrovertiert, einzigartig sind und sehr individuelle Erwartungen an eine Arbeitsstelle haben: Fragt eure MitarbeiterInnen einfach, was sie brauchen und sich wünschen. Welche Verbesserungsideen sie haben und wie sie die Verbesserungen umsetzen würden. 

(Oder setzt zunächst meine unten angefügten 5 Tipps, die allen MitarbeiterInnen gleichermaßen dienlich sind, um ;-)).

 

Kommuniziert, welche der genannten Wünsche für euch und euer Unternehmen machbar sind und welche nicht. Wann welche Dinge von wem umgesetzt werden. Oder delegiert die Umsetzung gleich an diejenigen, die den Wunsch eingebracht haben.

 

So haben alle MitarbeiterInnen die Möglichkeit der Mitgestaltung und das Gefühl, dass sie etwas gemeinsam mit euch bewegen können. Das fördert die Motivation, nicht nur die der hochsensiblen MitarbeiterInnen. 

 

5 Tipps für ChefInnen, damit sich (hochsensible) MitarbeiterInnen wohlfühlen und kraftvoll einbringen können

 

1 Schafft kleine oder Einzelbüros oder sorgt für Lärmschutz.

 

Studien zufolge stresst es alle MitarbeiterInnen im Dauerlärm von Großraumbüros oder größeren Produktionsstätten zu arbeiten. Introvertierte und insbesondere hochsensible MitarbeiterInnen stressen diese Arbeitsbedingungen aber deutlich schneller (denn viele sind "hellhörig" oder leiden an Hyperakusis) und mit stärkeren psychosomatischen Auswirkungen, was für euer Unternehmen wiederum höhere Krankenzeiten bedeutet.

 

 

2 Lasst hochsensiblen MitarbeiterInnen die Möglichkeit, ihren Arbeitsraum selbst (mit) zu gestalten

 

Für Hochsensible ist es wichtig, am stimmigen Platz im Raum zu arbeiten. Sie sind schneller von grellem Licht, brummenden Deckenleuchten, wummernden Heizungen, Zugluft oder Kältebrücken und möglicherweise auch von Elektrosmog gestresst als andere.

Sie schätzen eine schützende Wand im Rücken und einen Arbeitsplatz, der Ungestörtheit, angenehme Arbeitstemperaturen und einen Blick auf für sie Ansprechendes, wie ein Bild, eine Pflanze oder einen schönen Ausblick aus dem Fenster verspricht.

Sie mögen für die robusteren KollegInnen in dieser Hinsicht etwas etepetete wirken. Doch passt der Arbeitsplatz, sind Hochsensible äußerst produktive und verlässliche KollegInnen.

 

 

3 Schafft flexible Arbeitszeitmodelle mit Raum für eigenverantwortliches Handeln

 

Hochsensible und Introvertierte arbeiten gern eigenverantwortlich, produktiv und konzentriert. Anders als extrovertierte MitarbeiterInnen brauchen sie dafür nur punktuellen und themenbezogenen Austausch mit KollegInnen und viel ungestörte Ruhe. 

Als Ausgleich zum meist flotten und hochkonzentrierten Arbeiten benötigen insbesondere hochsensible MitarbeiterInnen aber auch ausreichend Pausen und zwar vorzugsweise nach eigener Einteilung und weniger nach festgelegten Pausenzeiten.

Individuelle und flexible Arbeitszeitmodelle mit der Möglichkeit, auch im Homeoffice arbeiten zu können, sind deshalb für viele Hochsensible hilfreich. 

 

 

4 Schafft Aufgaben, die wirklich Sinn machen und Nutzen stiften - dem Unternehmen, den MitarbeiterInnen, den KundInnen, der Gesellschaft und der Natur

 

Hochsensible Menschen engagieren sich sehr gern (vielleicht noch ein bisschen mehr als andere) für eine Aufgabe, die wirklich Sinn stiftet. Dann wachsen sie über sich hinaus und sind mit Haut und Haaren dabei. 

 

 

5 Schafft in (Online-) Meetings eine Atmosphäre, die allen MitarbeiterInnen Raum für Mitgestaltung ermöglicht

 

Hochsensible und introvertierte Menschen benötigen bevor sie sich zu Wort melden einen kleinen Moment der Stille. Zum einen aus Höflichkeit, denn sie wollen niemandem ins Wort fallen. Zum anderen, um ihre Worte wohlbedacht zu wählen.

Deshalb:

 

=> Moderiert (Online-) Meetings so, dass die oben erwähnte Stille zwischen den Beiträgen der Teammitglieder auch von extrovertierten MitarbeiterInnen geachtet und nicht gleich gefüllt wird.

Zum Beispiel, in dem ihr jedes Meeting gleich mit einem entschleunigenden Moment der Stille und Atemachtsamkeit beginnt und Stille so zur willkommenen Selbstverständlichkeit macht.

 

=> Gebt jeder MitarbeiterIn die gleiche Redezeit, notfalls mithilfe einer Stoppuhr.

 

=> Fragt ruhigere MitarbeiterInnen gezielt nach ihrer Meinung.

 

=> Führt "Handzeichen" ein oder nutzt in Onlinemeetings den Chat als Ort, an dem Ideen eingestellt werden können, die später in der Besprechung thematisiert werden können. So kann eine zurückhaltendere MitarbeiterIn signalisieren, dass sie oder er etwas beisteuern möchte, sobald die VorrednerIn fertig ist.

 

 

Schreibt mir, was dich bewegt

Bist du ChefIn oder Führungskraft? Oder eine hochsensible MitarbeiterIn?

 

In beiden Fällen freue ich mich über euer Feedback. Schreibt mir, wie es mit der Arbeitsplatzgestaltung, den Arbeitszeitmodellen und den Möglichkeiten der Mitgestaltung ausschaut. Was ihr euch wünscht, um produktiv und erfüllt, gesund und freudig zu arbeiten.

 

Alles Liebe und zart starke Grüße, 

deine Inga

 

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