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Hochsensible und die Pubertät

Ist die Pubertät für Hochsensible besonders herausfordernd?

Jugendliche in der Natur

Kürzlich schrieb mir eine Blogleserin über ihre Sorgen um ihre hochsensible Tochter, die sich, jetzt in der Pubertät, mehr und mehr zurückzieht. 

 

Das war Anlass, diesen Artikel zu verfassen und einige wichtige Fragen zu klären:

 

Ist die Pubertät besonders herausfordernd für Hochsensible?

Wie können Eltern ihre hochsensiblen pubertierenden Kinder unterstützen?

Aber auch: Wie finden hochsensible Eltern innere Ruhe und Kraft im Umgang mit ihren pubertierenden Kindern? :-) 

 

Lies mehr und schreib mir gern, wie es dir mit deiner eigenen Pubertät und / oder der deines Kindes ergangen ist.

 

Eigene Erfahrungen

Wenn ich an meine eigenen Pubertät zurückdenke, dann verbinde ich mit dieser Zeit keine besonders harmonischen, schönen Erinnerungen. Für mich war die Pubertät sehr herausfordernd. Zu meiner Empfindsamkeit kamen ein Umzug, ein neues soziales Umfeld und die hormonelle Umstellung, die ich sehr verwirrend und in ihrer anfänglichen Unberechenbarkeit und Emotionalität anstrengend fand.

 

Ich habe lange gebraucht, meine neue Identität als Frau zu finden, zumal ich mir damals meiner Hochsensibilität nicht bewusst war und mir meine besonderen Bedürfnisse nicht immer erlaubt habe. Im Gegenteil. Eine Zeit lang wollte ich gern dazugehören und versuchte mich meinem Umfeld anzupassen. Doch unter Gleichaltrigen fand ich keine passenden Vorbilder, keine Orientierung und es fühlte sich nicht gut an, mich ihnen anzupassen. Alle für Pubertierende üblichen Verhaltensweisen wirkten auf mich befremdlich. Ich wirkte auf mich befremdlich. Konnte mich nicht leiden. Fand es schwer, mit meiner Wut und anderen starken Gefühlen umzugehen.

 

Und so habe auch ich mich zeitweilig sehr stark separiert. Erst später sind neue soziale Kontakte entstanden. Doch ich habe gefühlt zehn, zwölf Jahre gebraucht, um wieder mehr bei mir anzukommen. Denn auch die "Zwanziger" waren für mich von einer großen Orientierungslosigkeit geprägt. Von der Suche nach dem passenden Beruf, dem passenden Wohnort, der passenden Partnerschaft. Das waren unruhige Zeiten. 

 

Ist die Pubertät für Hochsensible herausfordernder als für andere?

Nein, so pauschal glaube ich das nicht. Vielmehr scheint es mir darauf anzukommen, wie gefestigt ein Kind bereits ist, wenn es in die Pubertät kommt. Wie sicher, gesehen und wertgeschätzt es sich mit seinen Bedürfnissen und Besonderheiten in seinem Umfeld fühlt. 

 

Generell habe ich das Gefühl, dass hochsensible Pubertierende es leichter haben, wenn sie bereits ein bisschen um ihre Bedürfnisse nach Rückzug und Stille, nach Harmonie und echter, authentischer Begegnung wissen und sich diese zu erfüllen wissen.

 

Wenn sie Raum und Zeit finden, ihr sich veränderndes Innenleben und ihren neuen Körper zu erforschen. Und zwar in der für hochsensible Menschen so typischen Detailverliebtheit und Tiefe.

 

Die extrovertierteren unter ihnen werden das gern im Kontakt mit anderen Jugendlichen tun, die introvertierteren eher im Rückzug oder nur im Austausch mit einigen wenigen FreundInnen.

 

Wie Eltern ihre hochsensiblen pubertierenden Kinder unterstützen können

Den eigenen Kindern dabei zuzusehen, wie sie sich an den Herausforderungen des Lebens abmühen, ist wohl eine der schwersten Aufgaben für Eltern. Ihnen einfach nur den Raum für ihre eigenen Erfahrungen zu lassen, liebevollen Halt aus dem Hintergrund zu schenken, ist manchmal knifflig. So gern würden wir einen Rat beisteuern, der bei Pubertierenden ohnehin auf taube Ohren treffen würde, schließlich geht es jungen Erwachsenen um das Erlangen ihrer Eigenständigkeit. Und auch die ein oder andere Herausforderung aus dem Weg zu räumen, ist nicht direkt dienlich, denn, das wissen wir aus eigenem Erleben: Nur die selbst gemachten Erfahrungen, und seien sie noch so schmerzhaft, schenken wirklichen Erkenntnisreichtum.

 

Für mich war es maximal hilfreich, einen sicheren Rahmen für meine neuen Erfahrungen vorzufinden. Vertrauen von meinen Bezugspersonen und Eltern in mich zu erfahren. Und bitte nur bei Bedarf Rat für das Meistern meiner Herausforderungen zu bekommen. ;-) Also nur dann, wenn ich darum gebeten habe. Oder nach vorheriger Frage von Eltern oder anderen Bezugspersonen. Ich erinnere mich an eine Jugendleiterin, die für mich den richtigen Ton traf, in dem sie mich fragte: "Ich habe den Eindruck, dass du dich mit ... sehr intensiv beschäftigst und du nicht genau weißt, wie du ... Wenn du magst - ich hätte da möglicherweise eine Idee für dich."

 

In meinem Buch "Mama ist voll gechillt" habe ich diesen Erfahrungsschatz als eine der elf inneren Haltungen, die wir um eines förderlichen Miteinanders willen unseren Kindern gegenüber einnehmen können, aufgenommen. Sie lautet "Ich bin für dich da, wenn du mich brauchst." Eine andere ist "Ich liebe dich wie du bist." Ja, ich weiß, manch pubertierender Mensch ist nicht leicht auszuhalten. Und doch ist diese innere Haltung so dienlich für den eigenen inneren Frieden als Elternteil und für den liebevollen Raum für Jugendliche, um sich frei zu entfalten und zu verwandeln - vom Kind zum erwachsenen, eigenverantwortlichen Menschen.

 

Am meisten habe ich von Menschen gelernt, die einfach ihr Leben gelebt haben, statt es mir zu erklären. Von ihnen konnte ich mir abschauen, wie der Alltag gemeistert werden kann oder eben auch nicht. Ob positives oder negatives Vorbild, von beiden konnte ich viel lernen.

 

3 Tipps: Wie hochsensible Eltern innere Ruhe im Umgang mit pubertierenden Kindern finden

1 "Ich lasse dir deinen Weg und dein Tempo und vertraue deiner eigenen Weisheit." sind ebenfalls Sätze aus meinem oben zitierten Buch "Mama ist voll gechillt", das du in meinem Shop unter inga-dalhoff.de findest. Diese inneren Haltungen mögen dem familiären wie auch dem inneren Frieden dienen. Als Mantras, als täglich gepflegte Intentionen mögen sie dich begleiten und deinem Handeln, Fühlen, Denken eine liebevolle Richtung geben. 

 

Doch ist es nicht immer leicht, ein bockiges, dauerwütendes, mitunter aggressives Wesen oder aber ein todunglückliches, zurückgezogenes und verunsichertes Kind um sich zu haben. Eigene Wut und Ängste, Verunsicherung und Ratlosigkeit kommen da schnell auf. Unter Zeitdruck oder Stress verirren wir uns möglicherweise in Verhaltensweisen, die wir zwar von unseren eigenen Eltern oder anderen Bezugspersonen kennen, die wir aber eigentlich niemals und unter keinen Umständen selbst an den Tag legen wollten.

 

Und gerade hochsensible Eltern leiden sehr unter dem mitunter verletzenden und disharmonischen Miteinander mit den pubertierenden Kindern. 

 

2 Dann hilft mir immer wieder das bewusste Atmen. Schon einige bewusste Atemzüge einzuschieben, bevor wir den Mund für eine Erwiderung öffnen, bringt uns in Kontakt mit uns selbst, unserer inneren Ruhe, unserem Herzen und lässt uns anders entscheiden.

 

3 Und dann gibt es da noch den schönen Satz "Liebe deinen nächsten wie dich selbst." Eine wundervolle Erinnerung daran, wie wichtig es ist, dass liebevolle Eltern besonders gut für sich sorgen. Also: Erfüll dir deine Bedürfnisse nach Ruhe, Rückzug und Stille. Lebe deine Hobbies, treibe den Sport, den du liebst, genieße Zeit mit Gleichgesinnten.

 

Meine Erfahrung ist: All das kommt deinem Kind zugute. Nicht nur, weil es dich in deine Kraft bringt und du auf diese Weise noch besser für dein Kind da sein kannst. Auch und vor allem, weil du damit deinem Kind vorlebst, wie wertvoll es ist, gut, achtsam und liebevoll mit sich selbst umzugehen.

 

 

Ich bin so gespannt zu erfahren, wie es dir mit deiner eigenen Pubertät ergangen ist oder wie du den Umgang mit deinem pubertierenden Kind meisterst.

 

Schreib bitte gern über deine Erfahrungen hier in den Kommentaren, so können wir einen wundervollen Erfahrungsschatz-Pool aufbauen.

 

Lebe deine zarte Stärke!

Alles Liebe, deine Inga

 

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