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Hochsensible und ihr Verantwortungsbewusstsein

Warum wir uns schnell verantwortlich fühlen

Frau, die eine Weltkugel hält

Hochsensible Menschen erkennen Handlungsbedarf oft sehr viel früher als andere. Dann nehmen wir das Zepter in die Hand und legen los.

 

Andere können sich dadurch übergangen oder kontrolliert fühlen. Und wir selbst laufen Gefahr in die Überforderung zu geraten. 

 

Was tun?

 

Sich verantwortlich fühlen für das Gelingen von Projekten

In unserem Krautgartenverein gibt es viele gemeinschaftlich zu organisierende Aufgaben. Ich muss mich immer ein wenig zurückhalten. Denn sobald ich mich für eine Aufgabe engagiere, engagiere ich mich voll und ganz. Ich fühle mich schnell verantwortlich und tue mich schwer damit, wenn andere ihre Verantwortung für das Gemeinwohl nicht ernst nehmen.

 

Auch in meinen früheren Angestelltenverhältnissen spürte ich meist früher "Handlungsdruck" als meine Kollegen. Ich räumte bereits bevor andere erkannten, dass sich eine neue Aufgabe entwickelte, auf. Und lud mir damit nicht nur reichlich (oft auch fremden) Ballast auf. Ich wurde auch als übereifrig oder übergriffig wahrgenommen. Ich versuchte gegenzusteuern. Aber das "Aushalten" nicht erledigter Aufgaben fällt mir bis heute schwer.

 

Vor meinem inneren Auge schwirrt meine Mutter umher. Omnipräsent und fleißig. Sie war mir immer Vorbild im eifrigen Abarbeiten von Aufgaben und fand meist erst zur Ruhe, wenn alles erledigt war. Was streng genommen nie vorkam. Du kennst das sicherlich: Neue Aufgaben lassen sich immer finden. ;-)

 

Für mich war es sehr wertvoll zu erkennen, wo mein fleißiges Funktionierenwollen seine Wurzeln hat. Schon länger habe ich beschlossen, das Funktionieren meiner Mutter nicht fortzusetzen. Und ich werde täglich besser darin. :-)

 

Auch von anderen Hochsensiblen höre ich, dass sie sich schnell verantwortlich fühlen. 

An sich eine grandiose Qualität, die das Gelingen von Projekten, das Miteinander in Familien und Teams maßgeblich unterstützt.

 

Doch besteht die Gefahr, dass wir uns überfordern. Uns zu viel auf die Schultern laden.

 

? Wie geht es dir mit dem Verantwortungsgefühl?

Wo liegt für dich die Grenze? 

Was an deinem Verantwortungsgefühl schätzt du?

 

 

Sich verantwortlich fühlen für das Gelingen des Miteinanders

Und dann gibt es da noch das sich Verantwortlichfühlen für ein harmonisches Miteinander. Sobald ein soziales Gefüge um uns herum in Schieflage gerät, neigen wir Hochsensible dazu, für die Sicherung oder Wiederherstellung der Harmonie in die Bresche zu springen. Wir vermitteln zwischen Dritten oder verfallen ins Grübeln, bis wir herausgefunden haben, wie ein Konflikt entstanden sein könnte, was wir dazu beigetragen haben und wie wir einlenken können.

 

Ursache für unsere besonderen Antennen für zwischenmenschliche Disharmonien können als unsicher erlebte Bindungen zu Bezugspersonen in unserer Kindheit sein. Dass es in unserer Kindheit überlebenswichtig war, unser Umfeld zu harmonisieren und zu stabilisieren, um die Sicherheit und Fürsorge zu erfahren, die wir gebraucht haben. Ein so früh eingeübtes Verhalten wird schnell zu einer als sicher empfundenen Verhaltensstrategie, die wir auch im Erwachsenenalter weiter pflegen. 

 

Doch wann wird unser Verantwortungsgefühl und unsere Handlungsstrategie übergriffig für andere?

Wo liegen unsere Grenzen des Tragbaren?

Und wie mutig trauen wir uns zu sein, anderen die Verantwortung für ihre Konflikte zu lassen?

 

  

Sich verantwortlich fühlen für das Weltgeschehen

Drückt dich auch das Weltgeschehen?

Tun dir Krieg, Flucht, Missbrauch, Folter, Umweltverschmutzung, Krankheit und was unsere Welt zumindest laut Medienberichten umtreibt, auch in der Seele weh?

Spürst du auch hier Handlungsdruck und wachsende Verzweiflung angesichts der manchmal als ohnmächtig empfundenen Position?

 

Ich spüre, dass es mich jedes Jahr mehr und mehr fordert, ganz bei mir zu bleiben. Meine eigenen kleinen Beiträge zum Weltfrieden (durch die Herstellung meines inneren und familiären Friedens) und zum Umweltschutz (durch meine  Bemühungen, mein Leben, mein Business, meinen Garten und meinen Haushalt möglichst umweltfreundlich zu gestalten) zu würdigen. Mich auf das für mich Machbare zu fokussieren, das Gelungene zu Feiern und an neuen Aufgaben zu wachsen. Das fühlt sich besser an und trägt mich.

 

 

Zusammenfassung: Woher mein Drang zur Verantwortlichkeit kommt

Auf den Punkt gebracht gibt es für mich vier Gründe, warum ich mich schnell verantwortlich fühle:

 

Aufgrund des hochsensiblen Talents des vernetzten Denkens sehe ich früher als viele andere Menschen, dass ein Handeln nötig ist.

Mein hochsensibles Harmoniebedürfnis lässt mich Disharmonien und Unausgewogenheiten körperlich schmerzhaft spüren und ich möchte Abhilfe schaffen. (Verstärkt wird dies sicherlich durch unsichere Bindungen in der Kindheit.)

Ich habe mir Verhaltensweisen, Überzeugungen und Rollenbilder zum Vorbild genommen und sie unbewusst fortgesetzt.

Ich habe die Dinge gern gründlich und auf allen Ebenen befriedigend erledigt. Oft habe ich die Erfahrung gemacht, dass meine Ansprüche von anderen weder geteilt noch erfüllt werden. Also mache ich die Dinge lieber selbst.

 

Akzeptanz meiner Besonderheiten, Mitgefühl mit meinem Inneren Kind und Klarheit im Umgang mit Überzeugungen schenken mir hier am meisten Entspannung. :-)

 

 

Ich bin sehr gespannt darauf zu lesen, wie du mit empfundener Verantwortung umgehst. 

 

Lebe deine zart starke Kraft und lass dein Licht ganz unbeschwert vom Ballast anderer leuchten!

Deine Inga

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Kommentare: 4
  • #1

    Andrea (Sonntag, 28 Mai 2023 21:32)

    Liebe Inga,
    es ist für mich erstaunlich, wie exakt diese von Dir beschriebenen Aspekte auf mich als Hochsensible zutreffen und das widerspiegeln, was ich empfinde und erlebe. Deine Beiträge zeigen mir immer wieder aufs Neue, dass nichts an mir verkehrt ist...sondern ich einfach nur hochsensibel bin.
    Danke dafür !

  • #2

    Inga Dalhoff (Montag, 29 Mai 2023 12:18)

    Liebe Andrea,

    ich danke dir sehr für deinen Kommentar. Ja, das ist Sinn und Zweck dieses Blogs und aller Veranstaltungen: Dass wir uns ineinander wiedererkennen und immer mehr genießen lernen, wer wir sind. Vollkommene zart starke Menschen.

    Hab eine wundervolle zart starke Zeit, deine Inga

  • #3

    Dagmar L. (Mittwoch, 19 Juli 2023 09:39)

    Liebe Inga,
    das was Du in diesem Artikel schreibst, trifft voll und ganz auf mich zu.
    Meine Familie hat mich unter dem Motto "erst die Anderen, dann Du" erzogen. Meine Hochsensibilität war vor 60 Jahren nicht bekannt und dieser Satz hat natürlich eine fatale Auswirkung auf mich gehabt. Zudem ich ja erst jetzt weiß, dass ich hochsensibel bin.
    Herzlichst Deine Dagmar�

  • #4

    Inga Dalhoff (Mittwoch, 19 Juli 2023 14:51)

    Liebe Dagmar,

    ja, sehr schade, dass die Hochsensibilität erst in den letzten Jahrzehnten immer bekannter geworden ist. Aber ich finde: Es ist nie zu spät, diese Erkenntnis in sich aufzunehmen und dann doch das Leben so zu gestalten, dass sich die zart starke Kraft in uns voll und ganz entfalten und befreien kann.

    Möge es dir gelingen!
    Alles Liebe, deine Inga