Hochsensible auf Reisen

Wenn wir uns von Neuried bei München auf den Weg in den Bayerischen Wald machen, dann reist mein Arbeitsplatz und ein riesiger Berg Lebensmittel mit. Die Pflanzen in der Wohnung und auf dem Balkon sowie im Krautgarten müssen vorher intensiv gepflegt, blumengießende Nachbarn rekrutiert und mit Geschenken bedacht werden. Und natürlich möchte ich die Wohnung aufgeräumt und geputzt verlassen. 

 

Geht es vom Bayerischen Wald wieder zurück nach Neuried beginnt der Reigen erneut. Haus putzen, Garten auf Zack bringen und für eine längere Durststrecke vorbereiten, Arbeitsplatz zusammenräumen, alles wieder im Auto verstauen und auf geht es. In Neuried folgt dann das große Wäschewaschen. Und bis alles wieder an seinem Platz ist, dauert es zwei bis drei für mich unruhige Tage. 

 

Ich liebe es, wenn die Dinge ihre Ordnung haben und ich meinen Routinen folgen kann. Eine Reise, so schön sie auch sein mag, bringt meine Ordnung und Routinen mächtig durcheinander.

 

Andere Hochsensible mögen da flexibler sein als ich. Grundsätzlich höre ich von anderen Hochsensiblen allerdings ähnliches:

 

:-)  Reisen sind wundervoll und inspirierend und werden als solche sehr ersehnt.

 

:-)  Platzwechsel werden als wertvoll und erholsam empfunden.

 

:-)  Doch die Reisevor- und -nachbereitungen, An- und Abreise und die innere Orientierung, das "Sich-vertraut-machen" am Urlaubsort sind für die meisten Hochsensiblen kräftezehrend.

 

 

Was Hochsensible auf Reisen ziemlich stresst, sind überfüllte Urlaubsorte, laute Hotels oder Partymeilen, eine Bahnfahrt mit Kegelbrüdern oder ein Flug gemeinsam mit Ballermann-Hallodris. Und so kann einige Zeit des Grübelns vergehen, bis wir die für uns stimmige Form der An- und Abreise und den für uns stimmigen Urlaubsort gefunden haben.

 

Auch räumliche Enge, mangelnde Distanz, schlechte Hygiene, intensive Gerüchen, ungewohnte Essgewohnheiten und die Konfrontation mit Elend und Verschmutzung können uns Hochsensible richtig stressen. Und so ist die Wahl des Urlaubsziels durchaus achtsam zu treffen, damit wir uns nicht überfordern.

 

Und dann gibt es natürlich auch noch die Frage, was sich unsere PartnerIn oder die Kinder für den gemeinsamen Urlaub wünschen und wie wir unseren eigenen Raum für Erholung in diesem Wust an unterschiedlichen Bedürfnissen finden. 

 

Ach ja, ein bisschen umweltgerecht und fair wollen wir unseren Urlaub möglicherweise auch planen. Also noch eine zusätzliche Runde des Recherchierens und Abwägens einlegen. ;-)

 

Und wie sieht es mit der Gestaltung des Urlaubs aus? Abenteuer, Sport, Inspiration und Kultur sind willkommen, doch bitte in passender Dosierung, damit Erholung, Stille, Besinnung und Innenschau ausreichend Platz finden. 

 

So viele Entscheidungen zu treffen. Für viele Hochsensible ist allein die Urlaubsplanung bereits stressig. Gerade dann, wenn wir noch nicht für uns herausgefunden haben, was uns wirklich wohltut oder wenn wir uns diese wohltuenden Dinge noch nicht bedingungslos erlauben.

 

 

Ich persönlich erhole mich am besten, in einem Urlaub in der Natur mit Stille, entspannter An- und Abreise, einem verständnisvollen Reisepartner oder einer FreundIn an meiner Seite, die meine Freude an Freiraum und gelegentlichem Rückzug versteht.

 

Bei einem Urlaub, der mir Inspiration und Kulturerlebnisse in kleinen feinen Dosierungen schenkt und mir Raum für intuitive Entscheidungen und Kreativität lässt.

 

Ich mag es, Urlaub öfter an einem Ort zu machen, den ich bereits kenne. Dann komme ich schneller an und entspanne mich rascher, finde schneller in neue Routinen. Etwas abgelegene Ferienwohnungen sind mir am liebsten. Da habe ich Raum um mich herum und mehr Stille als in Ferienanlagen, auf Campingplätzen oder im Hotel.

 

Auch Urlaub im eigenen Garten finde ich mitunter total entspannend. Doch manchmal braucht es einen Platz- und damit auch einen Perspektivwechsel.

 

Und besonders wichtig: Ich brauche einen Tag zum Ankommen, sowohl am Urlaubsort als auch bei der Rückkehr, bevor ich mich wieder in mein Arbeitsleben stürze. Bei längeren Reisen mit Zeitverschiebung und großen klimatischen Unterschieden benötige ich in beiden Richtungen auch mal bis zu drei Tage Zeit zum Ankommen. Ich habe gelernt, mir das so einzuteilen und mir auch während eines Urlaubs mit viel Aktivität immer wieder Ruhepausen zu gönnen.

 

Und manchmal brauche ich auch ein bisschen Urlaub vom Urlaub mit meinem Partner oder mit Freunden. Ein bisschen Zeit nur für mich. ;-)

 

Wie erholst du dich am besten?

 

 

Ich finde es absolut wertvoll, gut in uns zu gehen, bevor wir eine Reise planen. Uns bewusst zu machen, was wir gerade wirklich brauchen.

 

Ich war niemals Fan von lang im Voraus geplanten Urlauben. Denn ich konnte schlecht absehen, was ich in einem oder einem halben Jahr für Bedürfnisse haben werde. Deshalb habe ich mir angewöhnt, meine Reisen spontan zu planen und mich immer ganz aktuell zu befragen:

 

Möchte ich

 

=> mich erholen?

=> Zeit mit den Kindern und / oder der PartnerIn genießen?

=> Inspirationen sammeln?

=> Naturerlebnisse tanken?

=> Innenschau betreiben?

=> Stille genießen?

=> Kultur erleben?

=> Zeit mit FreundInnen verbringen?

=> Lebensfreude tanken?

=> Abenteuer wagen?

 

? Was hat jetzt Priorität? 

? Und was braucht es für Urlaubs-Rahmenbedingungen, damit ich genau die Dinge, die jetzt wichtig für mich sind, erleben kann?

 

Mein zusätzlicher Tipp: Schreibe dir Vorbereitungschecklisten, z.B. zu diesen Fragen:

 

! Das muss in den Koffer.

! Diese Papiere brauche ich.

! Diese gesundheitliche Vorsorge ist zu treffen.

! Das muss in Wohnung und Garten vorbereitet werden.

! ...

 

 

Ich bin gespannt in deinem Kommentar zu lesen, welche Erfahrungen du mit Reisen gemacht hast. Wie du dich am besten erholst und was deine Lieblingsreiseziele sind.

 

Hab eine erholsame Urlaubszeit,

alles Liebe, deine Inga